So, nun habe ich die
schwierige Aufgabe, das wunderschöne, eindrük-
kliche Erlebnis dieser Geburt in Worte zu fassen ….. Ich versuche es:
Am Mittwoch Morgen den 02JUL 08 (übrigens der 60. Tag der Träch-
tigkeit) sandte mir Lisbeth ein SMS mit der Nachricht, dass Chiva’s
Temperatur seit gestern Abend um ein Grad gesunken sei. Da wir in der
Literatur gelesen hatten, dass dies eine sichere Indikation für die
nächstens bevorstehende Geburt sein kann, machten sich Moana und
ich am späten Nachmittag auf den Weg ins Glarnerland. Als wir dort
ankamen war Chiva’s Temperatur noch mal um ein Grad gesunken, was
unsere zeitige Anreise somit bestätigte. Abends um 21.00h fing die
Temperatur wieder kontinuierlich an zu steigen, es konnte also jeden
Moment los gehen. Unter gar keinen Umständen wollten Moana und ich
diese Geburt verpassen, aber wir waren genau rechtzeitig da. Nach dem
Nachtessen wollten die Mädchen im Zelt draussen schlafen und Lisbeth
und ich installierten uns mit den Liegestühlen neben Chiva’s Wurfkiste.
Bewaffnet mit Block, Kugelschreiber, Taschenlampe, Teigschüssel und
Waage, Fotoapparat und Filmkamera inklusive einer Thermoskanne voll
Tee und Decken begann das grosse Warten. Am Anfang haben Lisbeth
und ich noch munter geplaudert auf unseren Liegestühlen, aber um
01.30h wurden wir dann doch langsam müde und entschieden uns, ein
wenig zu dösen. Chiva hatte es sich in der Wurfbox bequem gemacht
und schlief auch eine Runde, also nutzten wir die Gunst der Stunde und
gönnten uns eine Prise Schlaf, sofern das auf den Liegestühlen kom-
fortmässig möglich war. Man wusste ja nicht, wie viel wir heute
Nacht
noch schlafen konnten ….. Chiva war extrem taktil Lisbeth gegenüber.
Sie hatte sich dauernd bei Lisbeth auf den Bauch gelegt und suchte den
Körperkontakt, was Lisbeth auch zuliess. Scheinbar brauchte Chiva
diese Sicherheit. Als sich Lisbeth auf den Boden legte, weil der Liege-
stuhl nicht wirklich das optimale Bett war, legte sich Chiva tatsächlich
auf Lisbeth’s Rücken. Chiva hechelte viel, scharrte in der Wurfkiste,
scharrte am Boden und baute Höhlen draussen vor dem Haus. Die eine
Höhle grub sie direkt unter der Stützmauer, was statisch gesehen
nicht
so sinnvoll war und die andere direkt neben dem Haus, wobei sie die
elektrischen Leitungen frei legte, was Ernst sinnvoller Weise mit einer
darüber gelegten Gartenplatte quittierte ….. Weil das Gewitter
immer
heftiger wurde, holten wir die Mädels um 01.00h wieder zurück ins
Haus und versprachen, sie hundertprozentig zu wecken, wenn die Ge-
burt los gehen sollte. Um 04.00h machte Lisbeth den vernünftigen Vor-
schlag, eine von uns beiden solle doch 3 Stunden ins Bett rauf schlafen
gehen und um 07.00h würden wir dann wechseln. Ich wollte die erste
Schicht schieben und Lisbeth ging also rauf schlafen. Chiva hechelte
immer noch sehr stark und ich war mir ganz sicher, dass es bald so weit
sein würde, also döste ich noch ein klein wenig im Liegestuhl, konnte
aber nicht wirklich ausruhen, weil Chiva nun mich als Kissen ausgesucht
hatte und sich zu mir auf den Schoss setzte und mich freundlich an-
hechelte. Um 04.30h ging ich mit Chiva an der Leine und mit der
Taschenlampe bewaffnet raus, damit Chiva sich versäubern konnte.
Anschliessend suchte ich den Boden mit der Taschenlampe ab um
aus-
zuschliessen, dass sie keinen Welpen hier draussen zur Welt gebracht
hatte und wir womöglich unbemerkt der Tatsache wieder reingehen
würden. Um 05.30h hatte ich das Gefühl, Chiva wird immer nervöser.
Sie hechelte noch mehr, falls das überhaupt möglich war und nestete
wie blöd. Da las ich in unserer Literatur den Satz „Wenn die engste
Be-
zugsperson der Hündin bei der Geburt nicht anwesend ist, kann das
Wehen hemmend sein“. Daraufhin rannte ich sofort nach oben, um Lis-
beth zu wecken. Ich war mir sicher, dass Chiva nicht ohne sie gebären
würde. Kaum war Lisbeth wieder auf der Bildfläche erschienen, be-
ruhigte sich Chiva zusehends und Lisbeth ging erst mal in die Küche,
um
sich einen Kaffee zu machen, war es doch in der Zwischenzeit 05.50h
morgens. Ich setzte mich wieder auf meinen Liegestuhl und schrieb an
meinen Notizen zur Geburt. Mein letzter Eintrag war: „05.50h Lisbeth
ist wieder aufgestanden und gerade in der Küche. Chiva hechelt sehr
stark und sitzt in der Box, als ob sie Kot absetzen würde, ich nehme
an
das sind We …..“ weiter kam ich nicht. Denn plötzlich machte
es unter
Chiva „quiekquiek“ ! ich legte den Block und den Kugelschreiber
hin und
konnte meinen Augen kaum trauen. Da lugte unter Chiva’s Rute ein
schwarzes Etwas hervor und quiekte, das musste der erste Welpe
sein ! Ich rannte sofort in die Küche und holte Lisbeth, sie konnte es
nicht fassen, dass sie die Geburt des ersten Welpen verpasst hatte.
Nun setzten wir uns auf unsere farbigen Ikea-Höckerchen vor die
Wurfkiste und waren stumm vor Ergriffenheit. Wir trauten uns kaum zu
atmen. Chiva war scheinbar nicht minder überrascht und lag erst mal
nur da und verschnaufte ein wenig. Sie hatte mit keinem einzigen Seuf-
zer, Aufschrei oder sonstigem Laut diese erste Geburt angekündigt.
Chiva hatte auf Lisbeth’s Anwesenheit gewartet um dann total problem-
los dieses erste Welplein zu gebären. Anschliessend tat sie erst mal
nichts und Lisbeth und ich waren uns nicht sicher, ob das so in Ordnung
war. Sollte Chiva dieses kleine Wesen nicht so rasch wie möglich aus
der Fruchtblase befreien, abnabeln, massieren durch abschlecken und
die Nachgeburt fressen ? So stand es zu mindestens in den Büchern.
Nichts dergleichen passierte und es erschien uns wie eine Ewigkeit,
tatsächlich waren es vielleicht 30-40 Sekunden, bis wir entschieden,
dass Lisbeth den Welpen ein kleines Stück näher zu Chiva rückte
um
die frischgebackene Mama auf das Junge aufmerksam zu machen. Der
Trick funktionierte ! Chiva fing sofort an zu arbeiten und spulte das
ganze Programm ab, wie wir es in den Büchern gelesen hatten. Wir
waren super froh, dass alles so gut gegangen war und Chiva massierte
noch den ersten Welpen, als um 06.10h schon wieder ein „quiekquiek“
unter Chiva’s Rute ertönte, Welpe Nr. 2 war geboren und keiner
hatte
es richtig beobachten können. Noch ganz erschlagen von den kurz auf-
einanderfolgenden Geburten, vergassen wir total die Mädchen zu wek-
ken, was ich dann gleich nachholte. Ich war bei den ersten zwei Welpen
so berührt, dass ich zu Lisbeth sagte, ich sei im Moment nicht in der
Lage zu filmen oder fotografieren, sondern konnte einfach nur staunen
und wollte den Moment geniessen. Die Kinder kamen herunter und hat-
ten das Glück, die nächsten 3 Welpengeburten noch mit zu erleben.
Es
waren aber alle nach dem gleichen Strickmuster, keine grossen An-
zeichen, einfach nur ein „quiekquiek“ als Bestätigung, dass
wieder ein
neuer kleiner Erdenbürger das Licht der Welt erblickt hatte. Nachdem
Nr. 3 geboren war, fingen wir an zu hoffen. Wurde uns doch bei beiden
Ultraschalluntersuchungen bestätigt, dass 3 Welpen sehr wahrschein-
lich waren, 4 wären möglich, 5 wären schon riesiges Glück
und 6 Wel-
pen seien so gut wie unmöglich gemäss Ultraschall ….. Da wir
ja bereits
6 Welpeninteressenten hatten, wäre es perfekt gewesen, wenn auch 6
zur Welt gekommen wären, aber das mussten wir halt einfach der Natur
überlassen. Nach der Geburt von Nr. 5 und einem Staunpotenzial von
100% bekam Lisbeth einen Anruf vom Nachbarn, dass ihre Schafe aus-
gebüxt waren. Da ja schon der 5. Welpe für uns wie ein Wunder schien,
glaubten wir, nun sei die Geburt vollendet und Lisbeth machte sich auf
den Weg zu den Schafen. Ich blieb mit Chiva alleine, da die Mädchen
langsam Hunger hatten und frühstücken wollten in der Küche.
Als
Lisbeth eine halbe Stunde später zurück kam, fragte ich sie, ob
die
Schafe wieder im Stall seien, was sie bejahte und zurück fragte, ob bei
uns auch alles ok sei, und ich antwortet, yep, Chiva und ich hätten in
der
Zwischenzeit Welpe Nr. 6 geboren ! Lisbeth konnte vor Staunen den
Mund kaum schliessen und wir zwei strahlten über alle 8 Backen und
freuten uns wie wild, über 6 scheinbar gesunde Welpen und eine absolut
topfite Hundemama. Chiva hatte also innerhalb von 2 ½ Stunden 6 Wel-
pen zur Welt gebracht, mit einer Leichtigkeit, die mich nach meinen
zwei eigenen, schweren Geburten unserer zwei Kinder direkt neidisch
werden liess. Wir nehmen an, dass Chiva durch die tägliche Arbeit an
den Schafen eine sehr gute Kondition und Fitness hatte, sodass sie
scheinbar mühelos die Wehen und die damit verbundene körperliche
Anstrengung meistern konnte.
Tja da sassen wir, auf unseren Ikea-Höckerchen und bestaunten die
grosse Welpenschar. Es ging alles so problemlos, ohne Komplikationen,
dass wir Chiva extrem dankbar waren, für dieses wunderschöne Erleb-
nis. Die frisch gebackene Mama schien sich sehr wohl zu fühlen in ihrer
neuen Rolle und konnte sich nach der Anstrengung nun einmal richtig
ausruhen, während sich die 6 Winzlinge an der Milchbar verköstigten.
Es war ein Bild für Götter und jetzt war ich auch wieder in der
Lage
Fotos zu machen. Das ganze Prozedere der Geburt bleibt aber nur in
Lisbeth’s, den Mädels und meinem Kopf gespeichert. Dafür hatten
wir
am Nachmittag bereits die ersten Bilder der Welpen auf der Homepage,
damit die Welpeninteressenten und andere Freunde nachschauen
konnten, was uns da eine schlaflose Nacht beschert hatte …..
Chiva und Lisbeth, ich bin Euch unendlich dankbar, dass ich dieses
schöne, eindrückliche Erlebnis mit Euch teilen durfte.
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