Lieber Keanu,

Nachdem unser erster Hund Monty 2 Jahre alt wurde, wollten wir für ihn und für uns, einen neuen Weggefährten zu uns holen. Da wir mit Monty so glücklich waren und für uns keine andere Rasse als der Border Collie in Frage kam, entschieden wir uns, wieder aus der selben Zucht einen Hund zu holen. Da zu dieser Zeit gerade ein Wurf geplant war und sogar derselbe Zuchtrüde eingesetzt wurde, dachten wir uns, dass da wieder ein zweiter Monty in der Pipeline ist. Im Februar 2005 war es dann soweit: Yvonne und Moana durften bei der Geburt von 10 kleinen Rackern dabei sein. Als dann da so ein komischer lilac-farbener Kerl in der Wurfkiste lag (der erste seiner Art in der Schweiz geborene !) rief mich Yvonne an und es war klar, dass wir Dich nehmen werden. Tja, uns war damals noch nicht bewusst, dass uns der Wunsch nach einem zweiten Monty in keinster Weise erfüllt wurde :-). Dazu aber später .....

Bereits in Deiner Aufzucht wurde rasch klar, dass Du ein aufgeweckter, mit allen Wassern gewaschener kleiner Kerl bist. Du hast Deinen Charme auf alle möglichen Arten und Weisen eingesetzt, so dass wir ja nicht auf den Gedanken kommen sollten, uns für einen anderen Welpen zu entscheiden. Doch dies war auch nicht der Fall. Du warst unsere erste Wahl und diese Wahl haben wir nie in Frage gestellt. Nach 10 Wochen Welpenaufzucht kamst Du zu uns und ab da durften wir erfahren, dass zwei Welpen aus derselben Zucht und mit demselben Vater nicht auch das selbe Verhalten bedeuten würde ! Du hast uns von Anfang an gezeigt, dass Du einiges mehr an Aufwand bedeuten würdest als dass es Monty bedeutet hat. Wir nahmen aber die Herausforderung gerne an und auch wenn es teilweise sehr anstrengend war, es hat sich jederzeit gelohnt und wir haben es nie bereut.

Wir durchliefen die obligaten Ausbildungsstufen wie Welpenspielstunde, Lümmel- und Junghundgruppe und schon bald zeigte sich, dass Du ein Workaholic und wahnsinns Sportskanone bist. Also, ab in die verschiedenen Sportgruppen. Mit mir hast Du den Agilityaufbau besucht und mit Yvonne machtest Du die ersten Obedience-Stunden. Deine Gier nach Neuem hat uns fasziniert. Du wolltest immer mehr und hast das Gelernte wie ein Schwamm aufgenommen und sofort umgesetzt. Wir mussten zu Hause dann aber schwer daran arbeiten, dass Du, wenn kein Entertainment angesagt war, herunterfahren konntest. An diesem Problem hat vorallem Yvonne geschuftet und hat über Mittag immer Fernsehen geschaut oder Zeitung gelesen, bis Du endlich gemerkt hast, dass es auch Ruhephasen im Leben gibt.

Mit Moana hattest Du eine ganz spezielle und intensive Beziehung. Dies hatte zur Folge, dass ihr beide zu einem erfolgreichen Team im Rule zusammengewachsen seid. Moana führte Dich als 9-Jährige in der Jugend & Sportgruppe wie ein Profi und es war einfach herrlich anzuschauen wie ihr beiden harmonierten. Moana, welche kaum grösser war als Du. Mit Deiner Energie und Kraft hättest Du Moana ohne weiteres über den Platz ziehen oder überrennen können aber Du warst so einfühlsam und hast ihr einfach alles gegeben. Die sportlichen Erfolge liessen nicht lange auf sich warten und so starteten ihr bereits nach einem Jahr JuHu-Training erfolgreich an der ersten Prüfung. Zahlreiche Starts mit vielen Podestplätze folgten. Neben den Erfolgen musstet Ihr beiden aber auch einige Rückschläge einstecken. Was Du Moana an Lebenserfahrung mitgegeben hast, hätten wir als Eltern niemals bieten können. Das Siegen aber auch Verlieren im Team, Freude, aber auch Frust und Entäuschungen einzustecken und diese auch verarbeiten können. Dafür sind wir Dir auf Ewig dankbar !

Mit Yvonne bist Du an einigen Obedience-Prüfungen gestartet. Da zeigte sich rasch, dass Dein Drang auf Speed Dir oft im Wege stand. Übungen, welche Du bereits mit Bravour gemeistert hattest, erschienen Dir überflüssig, da diese ja kein Problem waren und Du neue Varianten einfliessen lassen wolltest :-). Tja, der Richter fand aber, dass diese Varianten nicht unbedingt erwünscht sind. Du brachtest Yvonne oftmals an die Grenze des Verbitterns aber wie so oft konnte man Dir einfach nicht böse sein. Für Dich war das geleistete in Ordnung und was wollte man mehr ?

Deine bevorzugte Sportart war ganz klar das Agility. Du und ich, wir hatten oft unseren internen Kampf. Die Nummern auf dem Boden eines Parcours beeindruckten Dich anfangs wenig und die Reihenfolge war nicht immer Dein Ding. Du hattest oft Deinen eigenen Parcours, welcher Dir logischer erschien als derjenige, welcher ich eigentlich hätte laufen wollen. Mit Deiner Geschwindigkeit und Deinem eigenen Willen war ich oft am verzweifeln. Ich habe Deine verborgenen Qualitäten sehr rasch erkannt, wir konnten sie leider nur nicht immer umsetzen. Irgendwann musste ich erkennen, dass für Dich das Agility pure Freude war, und dass wir aus den immer mehr verbissenen Agility-Trainingseinheiten aussteigen müssen. Du hast mich gelehrt, dass dieser Sport in der Hauptsache Freude bereiten soll, Freude und Spass für das ganze Team. Und siehe da: durch meine neu erworbene Lockerheit des Agilitysports gegenüber, setzten die Erfolge ein. So warst Du auch mir ein Lehrmeister, hast mir gezeigt, dass man nicht immer alles verbissen ausführen soll, sondern mit Spass dabei sein soll.

Eines Tages bemerkte ich, dass Du sehr ruhig geworden bist und Dich auch zurückgezogen hast. Dies war so ganz und gar nicht Deine Art. Wir entdeckten, dass Du am Hals ein Geschwulst hattest und machten uns sehr grosse Sorgen. Leider ergab die Untersuchung bei diversen Tierärzten keinen guten Bescheid. Ein sehr aggressiver Tumor hatte Deinen immer aktiven und niemals kranken Körper befallen. Für uns brach eine Welt zusammen. Wie konnte das unserem Keanu nur passieren. Du warst gerade 7 Jahre alt und voll im Saft. Die Ärzte sagten uns, dass die Krankheit sehr schnell voranschreiten wird und innerhalb 3 Wochen zum Tode führen wird.

Am Mittwoch Abend, 20. Juni 2012, nach genau diesen 3 prognostizierten Wochen, mussten wir Dich leider über die Regenbogen-Brücke ziehen lassen. Zu Hause und in unseren Armen durftest Du ruhig einschlafen. Du hast Deine Krankheit tapfer und mit viel Würde ertragen. Unsere gemeinsame Zeit war leider viel zu kurz aber zum Glück sehr intensiv. Du hast uns in all diesen Jahren so viel beigebracht, was wir niemals wieder vergessen werden. Dein offenes und fröhliches Wesen hat uns jeden Tag aufs neue glücklich gemacht und aufgestellt. Dein Leitspruch muss "Don't worry be happy" gelautet haben. Denn genau so hast Du gelebt. Du hast immer 200% gegeben, denn 100% reichten Dir nicht aus. Wenn aber auch trotz dem überdurchschnittlichen Einsatz etwas nicht gelungen ist, warst Du es, welcher uns immer wieder mit Deinem Charme fröhlich gemacht und aufgestellt hast. Letztendlich warst Du es, welcher uns gezeigt hat, dass nur mit Spass auch der Erfolg kommt und wenn nicht, soll trotzdem der Spass nicht fehlen. Obwohl es uns verwehrt war, länger mit Dir zusammen zu sein, hast Du uns in dieser kurzen Zeit soviel gegeben. Du hast all Deine Jobs in so kurzer Zeit und so perfekt erfüllt. Dafür sind wir Dir unentlich dankbar !

Keanu, Du warst, bist und bleibst einmalig und hinterlässt eine nicht zu ersetzende Lücke in unserem Leben. Wir sind Dir unendlich dankbar für die wunderschöne Zeit die Du uns mit Dir zusammen geschenkt hast. Niemals werden wir Dich vergessen und Dich für immer in unseren Herzen tragen.

Du gehst nicht fort, sondern voraus. Wir werden uns wieder sehen und freuen uns jetzt schon darauf Dich wieder zu treffen.

Gute Reise mein "Good boy" !